Dieser Beitrag ist der zweite von drei Teilen unserer Replik auf den Artikel «Poliomyelitis und Polioimpfung: eine Kritik an zwei impfkritischen Büchern» von Michael Palmer. Teil 1 erschien am vergangenen Mittwoch, Teil 3 werden wir in den kommenden Tagen veröffentlichen.
Unsere Replik wird in ein paar Wochen – als ein Stück – auch in der nächsten gedruckten Ausgabe des impf-report erscheinen, dessen Herausgeber Hans Tolzin ist.
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Das Virus-Dogma zu Polio ist eines der «härtesten». Und selbst Leute wie Michael Palmer, Mitglied der Gesellschaft der Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie (MWGFD), hängen ihm nach, wie sein Beitrag zeigt, den die MWGFD am 18. März publizierte. Doch das Dogma ist haltlos.
Dazu haben wir in Teil 1 unserer Replik Folgendes aufgezeigt:
- Fakt 1: Die infektiöse Übertragung des Poliovirus wurde von Ivar Wickman nicht, wie von Palmer behauptet, dokumentiert.
- Fakt 2: Die von Palmer hochgehaltene Studie von Landsteiner und Popper ist wertlos.
- Fakt 3: Es gibt keinen Nachweis des Poliovirus
Doch die Faktenlage spricht in noch weiteren Punkten gegen das Virus-Dogma zu Polio.
4. Studien, in denen Polio bei Affen nach oraler Infektion ausgelöst worden sein soll, sind haltlos
Neben der Studie von Landsteiner und Popper führt Palmer als Beweis für das Virus-Dogma auch vier Studien an (siehe hier, hier, hier und hier), in denen eine Ansteckung nicht über Injektionen in den Schädel oder den Bauch von Affen, also auf völlig unnatürlichem Wege, nachgewiesen worden sein soll. Vielmehr soll in oder mit ihnen der Nachweis darüber geführt worden sein, indem Affen über einen oralen Weg, der als der natürliche Weg der Poliovirusübertragung behauptet wird, etwas eingeflößt wurde, von dem es hieß, es enthalte das Poliovirus. Und Palmer wirft den Autoren des Buches «Turtles» auch explizit vor, diese vier Arbeiten zu ignorieren.
Doch bereits der erste Satz der jüngsten dieser vier Arbeiten (Gebhard & Bachtold, 1953) stellt Palmers Interpretation massiv in Frage, lautet dieser doch:
«Reproduzierbare und konsistente Infektionsraten von Affen mit dem Po-liomyelitis-Virus nach oraler Verabreichung waren bisher nicht erfolgreich.»
Will heißen: Mindestens bis 1953 war es den Polioforschern nicht gelungen, über natürlichem Wege der Ansteckung verlässlich reproduzierbare Ergebnisse zu erzielen, die eindeutig darauf hinweisen würden, dass ein spezifisches krankmachendes Agens (Virus) nachgewiesen wurde.
Gebhard & Bachtold selbst wollen bei ihren Experimenten mit 50 Versuchsaffen eine Erkrankungsrate von 56 Prozent erreicht haben. So schreiben sie:
«In einem Experiment wurde Brot, das in einer Milch-Virus-Mischung getränkt wurde, in herkömmlichen Futternäpfen verabreicht. In den übrigen Experimenten wurde das Virus nach 48 Stunden Fasten über eine Magensonde verabreicht, die mit einer Spritze verbunden war, und zwar mithilfe eines Harnröhrenkatheters.»
Das Ergebnis:
«Es wird eine Methode zur oralen Infektion von Cynomolgus-Affen vorgestellt. Konsistente und reproduzierbare Infektionen (56%) wurden durch die Verwendung des Poliomyelitis-Virus vom Stamm Mahoney (Typ 1) in Sahne (12% Fett) erzielt. Die Virus-Sahne-Mischung wurde mittels eines Harnröhrenkatheters (Fr. Nr. 16) in einer Einzeldosis in den Magen eingeführt.»
Das Ergebnis dieser Arbeit kann aber allenfalls als Hinweis auf die Erzeugung von Lähmungssymptomen mittels Übertragung eines unbekannten Agens gewertet werden. Und was die drei anderen von Palmer angeführten Publikationen angeht, so liefern diese nicht einmal entsprechende Hinweise, wie sogar Gebhard & Bachtold konstatieren. Man bekommt also unweigerlich den Eindruck, dass Palmer keine dieser Arbeiten selbst (in angemessener Weise) gelesen hat.
Doch auch bei Gebhard & Bachtold bleiben zentral wichtige Fragen unbeantwortet:
- Bestünde eine natürliche Übertragung eines vermuteten Erregers nicht in erster Linie in einem Versprühen einer Suspension in die Atemluft? Warum wurde das nicht versucht?
- Kann man noch von einer natürlichen Übertragung des vermuteten Erregers sprechen, wenn die Suspension über eine Magensonde, also mit roher Gewalt, in ein Versuchstier eingebracht wird?
- Welche Rolle könnten die verwendeten Suspensionsmittel spielen?
- Welche Rolle könnten Verwesungsprozesse der verwendeten Proben spielen?
- Welche Rolle könnten Abstoßungsreaktionen gegen körperfremdes Eiweiß spielen?
- Welche Ergebnisse würde eine echte (und möglichst verblindete) Kontrollgruppe zeigen, die genau gleich behandeltes Probenmaterial von gesunden(!) Menschen oder Tieren erhalten?
- Welche Versuchstiere wurden bereits wie häufig für ähnliche Experimente benutzt und waren möglicherweise gesundheitlich vorbelastet – und welchen verzerrenden Einfluss könnte dies auf die Ergebnisse gehabt haben?
- Selbst wenn tatsächlich mehr als die Hälfte der Versuchsaffen auf natürlichem Übertragungswege am Virus erkrankt sein sollten, so ist das keineswegs ein «konsistentes Ergebnis». Es müssen nämlich ja noch wichtige Puzzleteile fehlen. So drängt sich die Frage auf: Warum haben sich 44 Prozent der Versuchstiere nicht angesteckt? Waren sie bereits immun? Falls ja, wie wäre dies ohne einen – unwissenschaftlichen – Zirkelschluss nachweisbar? Oder spielten andere Faktoren eine Rolle?
Im Grunde werden diese Fragen von keiner der vier von Palmer angeführten Publikationen überhaupt für relevant erachtet, und sie wurden entsprechend auch nicht diskutiert. Darüber hinaus nimmt keine einzige der vier von Palmer angeführten Arbeiten für sich in Anspruch, den Virusbeweis führen zu wollen. Auch hier waren alle Autoren längst dem Virustunnelblick verhaftet. Entsprechend setzten sie einfach voraus, dass ein krankmachendes Virus existierte und keine anderen Ursachen für die sogenannten «Polio-Epidemien» der damaligen Zeit in Frage kamen. Es ging damals vielmehr darum, mit Hilfe von sensibel auf Inokulationsexperimente reagierenden Tierrassen möglichst reproduzierbare Ergebnisse zu erzeugen. Palmers Interpretation und argumentative Verwendung dieser vier Publikationen ist rein willkürlich und ohne Substanz.
Fakt 5: Nachweis für die Wirksamkeit eines Polioimpfstoffs fehlt
Palmer behauptet auch, dass «die Wirksamkeit der Polio-Impfung» belegt sei. Doch weder die 1954er Placebo-Studie zum Polio-Impfstoff von Jonas Salk, veröffentlicht am 12. April 1955 als sogenanntes «Francis-Paper», noch die historischen Daten stützen diese These (siehe dazu auch: Torsten Engelbrecht, Marvin Haberland. «Toxic Exposures Part 1: Why RFK Jr.’s Call for Placebo-Controlled Vaccine Trials Is Justified – And Worth Expanding», The Defender; Torsten Engelbrecht, Marvin Haverland: «Das Fiasko bisheriger Impfstoff-Placebo-Studien: Warum Kennedys Forde-rung nach soliden Placebo-Analysen gerechtfertigt ist – Teil 1 ‹Salks Polio-Impfstoff›», Transition News).
So erhielten in der Francis-Studie 623.972 Kinder den Impfstoff oder ein Placebo mit Kochsalzlösung, und über eine Million weitere Kinder dienten als Kontrollgruppe. Und demnach soll Salks Polio-Impfstoff zu 80 bis 90 Prozent wirksam gegen paralytische Polio gewesen sein, während es keine unerwarteten Nebenwirkungen gegeben haben soll. Zudem wurde behauptet, durch die Impfung sei die Zahl der Poliofälle von 58.000 im Jahr 1957 auf 161 im Jahr 1961 gesunken. Doch bei genauerem Hinsehen entbehren diese Aussagen jeglicher Grundlage.
So war, selbst wenn wir davon ausgehen, dass die in der Placebo-Studie berechnete relative Risikoreduktion in Bezug auf Polio in Höhe von etwa 72 Prozent korrekt ist, die ermittelte absolute Risikoreduktion mit gerade einmal 0,041 Prozent sehr bescheiden. Dies bedeutet nämlich, dass 2439 Impfungen erforderlich waren, um einen einzigen Fall von Poliomyelitis zu verhindern.
Darüber hinaus fehlte es in der Studie an vollständiger Randomisierung und Verblindung in den Beobachtungs- und Nullgruppen, und es kam zu potenziellen Verzerrungen und statistischen Manipulationen aufgrund des Verhaltens der Probanden und der Art und Weise, wie Bericht erstattet wurde. Der Druck, einen großen Erfolg erzielen zu müssen, darf dabei nicht unterschätzt werden!
In diesem Zusammenhang schreiben Hilary und Peter Butler in ihrem Buch «From One Prick to Another»:
«Jemand wie Jonas Salk konnte doch keinen Fehler machen, oder? Die medizinische Geschichte dokumentiert, dass die erhobenen Daten falsch waren.
Nicht dass der Durchschnittsbürger davon wüsste. Und die Aura des Mannes [Jonas Salk] damals, die Großartigkeit des Projekts, die jahrelange Forschung und die enormen Geldsummen, die in den Impfstoff geflossen sind, sowie die Notwendigkeit seines Erfolgs waren so groß, dass kognitive Dissonanz und der Umstand, dass man sich von Salks Autorität blenden ließ, im Weg standen – mit der Folge, dass die Fehler in den Daten ignoriert wurden.»
Die Butlers schreiben weiter, dass die Daten aus der Polio-Studie von Salk «ein klassisches Beispiel dafür sind, dass Daten falsch sind und gleichzeitig ignoriert werden».
So nahm ein gewisser Paul Meier, Professor für Statistik an der University of Chicago, an der Besprechung teil, in der Salk die Verfahren zu den Sicherheitstests für den ersten Polio-Impfstoff erläuterte. Als Meier die Daten betrachtete, «stellte er fest, dass die Daten nicht das aussagten, was Salk behauptet hatte, und verfasste eine Analyse, die die Mängel aufzeigte», so die Butlers.
Die Tests, deren Ergebnisse bei einem Treffen von 500 Ärzten und Wissenschaftlern in Ann Arbor, Michigan, vorgestellt wurden, waren in 44 Bundesstaaten durchgeführt worden und umfassten fast zwei Millionen Kinder. Dazu schrieb M. Beddow Bayly 1956 in seinem Artikel «Die Geschichte des Salk-Impfstoffs gegen Poliomyelitis»:
«Statistiker vom Kaliber eines Bradford Hill und des verstorbenen Major Greenwood haben darauf hingewiesen, dass es bei Vergleichen zwischen geimpften und nicht geimpften Bevölkerungsgruppen zahlreiche Fehlerquellen gibt, die vermieden werden müssen ... Nur eine genaue Untersuchung aller relevanten Faktoren würde es ermöglichen, zu entscheiden, ob die Gruppen in diesen Tests in jeder Hinsicht streng vergleichbar sind.»
Tatsächlich offenbart der «Francis-Bericht», dass in einem Großteil der Versuche die geimpften Kinder nicht derselben Altersgruppe angehörten wie die nicht geimpften Kontrollpersonen. Auch das British Medical Journal machte am 30. April 1955 auf diesen merkwürdigen Umstand aufmerksam und brandmarkte ihn als «anfällig für Kritik».
Bayly machte auch auf eine weitere Fehlerquelle aufmerksam, die im «Francis-Bericht» nicht erwähnt, aber in einem Artikel der New York Times vom 13. April 1955 auf Seite 1 festgehalten wurde. In dem Beitrag heißt es unter Berufung auf Salk selbst, es seien «zwei Impfungen im Abstand von zwei bis vier Wochen und eine dritte Auffrischungsimpfung sieben Monate später erforderlich», um «einen hundertprozentigen Schutz vor Lähmungen» zu erreichen. Laut Bayly bedeutet dies, dass ein Kind, das nach der ersten Impfung und vor der zweiten an Poliomyelitis erkrankte, automatisch der nicht geimpften Gruppe zugeordnet wurde. Wenn dies zutrifft, sind alle aus den Zahlen gezogenen Schlussfolgerungen offensichtlich ungültig.
Bayly zitiert auch Anthony Monck-Mason Payne, der 1966 stellvertretender Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation wurde, wie folgt:
«Poliomyelitis ist nicht besiegt. Wir wissen nicht, wie lange die Wirkung des Impfstoffs anhält; wir wissen nicht, ob er bei Säuglingen wirkt; wir wissen nicht, ob er auch unter anderen Bedingungen als denen, unter denen er eingesetzt wurde, wirksam ist; wir wissen nicht, wie man ihn am besten einsetzt. Wir wissen, dass die Herstellung dieses Impfstoffs mit vielen komplizierten Problemen verbunden ist.»
Abgesehen davon hätte ein nüchterner Blick auf die Statistiken genügt, um zu erkennen, dass es keinen Grund gab, Salks Impfstoff als den großen Bezwinger eines angeblichen Poliovirus zu feiern. Hier wirkt Palmers Argumentation besonders konstruiert. So würden einem sicherlich zuerst die historischen Daten aus Ländern wie den USA oder Westeuropas einfallen, wenn es darum geht zu überprüfen, ob die Polioimpfung wirksam war oder nicht, nicht aber Daten aus einer Diktatur wie der UDSSR. Ausschließlich diese führt Palmer aber an, um seine Behauptung, die Polioimpfung sei wirksam gewesen, zu untermauern. Dazu lässt sich Folgendes einwenden:
1. In der UDSSR dürfte die Veröffentlichung wissenschaftlicher Daten oft noch stärker von politischen und ideologischen Zielsetzungen beeinflusst gewesen sein, als dies im kapitalistischen Western der Fall war (und ist). So wurde während des Kalten Krieges etwa die Einführung der Polio-Schluckimpfung (nach Sabin-Tschumakow) propagandistisch genutzt, um die Überlegenheit des sozialistischen Systems zu demonstrieren. Dazu heißt es sogar in dem Anfang 2021 veröffentlichten Beitrag des öffentlich-rechtlichen Senders MDR mit der Überschrift «Der Kalte Impfstoff-Krieg: damals Polio, heute [der Corona-Impfstoff] Sputnik V», es verstärke sich der Eindruck, dass Russland unbedingt den weltweiten Wettlauf um den ersten Corona-Impfstoff gewinnen wolle und dass es hier nicht nur um Medizin, sondern auch um Politik gegangen sei – ähnlich, wie bei der Einführung der Polio-Impfung.
2. Als Beleg für seine Behauptung führt Palmer eine Studie von Chumakov et al. aus dem Jahr 1961 an. Laut Palmer lässt sich daraus nicht eindeutig herauslesen, dass die Zahl der Polio-Fälle bereits merklich im Fallen begriffen war, bevor 1959/1960 mit der Schluckimpfung begonnen wurde. So heißt es in der Arbeit:
«Im Zuge von Kampagnen zur Massenimmunisierung breiter Bevölkerungsschichten der Sowjetunion mit einem in der UdSSR aus abgeschwächten Sabin-Stämmen hergestellten Polio-Lebendimpfstoff erhielten 1959 rund 15.200.000 Personen einen oralen Impfstoff und 1960 mehr als 77.478.800 Personen (hauptsächlich im Alter zwischen 2 Monaten und 20 Jahren).»
Doch wie aus der statistischen Übersicht auf der siebten Seite des Papers hervorgeht, war die Polio-Inzidenzrate (Polio-Neuerkrankungsrate) pro 100.000 Einwohner bereits vom 3. auf das 4. Quartal des Jahres 1958 von 4,17 auf 1,48 abgesackt, und im 3. Quartal 1959 lag sie bei 2,03, also höher als im 4. Quartal des Jahres zuvor, was man durchaus als negatives Ergebnis der Impfaktion werten könnte.
3. Auch ist festzuhalten, dass die Fallzahlen (Erkrankungszahlen) de facto irrelevant sind, wenn es darum geht zu beurteilen, ob eine Impfung gegen eine Krankheit wie Polio oder Masern gewirkt hat oder sinnvoll ist. Stattdessen muss man sich die Sterbefälle anschauen. Denn wenn niemand an Masern beziehungsweise an den damit einhergehenden Komplikationen stirbt oder durch Masern ernsthafte Folgen zurückbehält, wäre es ja im Grunde gar nicht erforderlich zu impfen. Daher macht der Mediziner Gerhard Buchwald in seinem Buch «Impfen: Das Geschäft mit der Angst» auch noch mal explizit darauf aufmerksam, dass die Masern-Impfkampagnen gerade wegen der schweren Komplikationen wie Hirnentzündungen (Enzephalitis) gestartet worden seien. Und «wenn die Todesfälle [im Zusammenhang mit Masern] zurückgehen, so bedeutet es, dass die Komplikationen dieser Erkrankung, in diesem Fall die Enzephalitis, zurückgehen, denn die schweren Fälle sind es, die oft tödlich ausgehen» [1].
Und eben dieser Rückgang der Todesfallzahlen kann auch bei Polio nicht eindeutig mit der Impfung erklärt werden, wie die historischen Verlaufskurven zeigen – ein Umstand, den Palmer komplett ausblendet. Dazu schreibt Buchwald: «Als 1961 die Schluckimpfungen [in Deutschland] langsam begannen, waren die Todesfälle bereits erheblich zurückgegangen. Die Schluckimpfung kann daher nicht, wie immer behauptet wird, die alleinige Ursache des Rückgangs der Poliomyelitis-Todesfälle gewesen sein.» [2]. Tatsächlich sind auch vor 1961 im Rahmen enormer Schwankungen rätselhafte Rückgänge der Poliofälle zu beobachten, deren Ursache sich offenbar niemand erklären kann.
4. Die Daten aus den USA weisen in exakt die gleiche Richtung. So schreibt der Wissenschaftsjournalist Neil Z. Miller in seinem Buch «Vaccines: Are They Really Safe and Effective?»:
«Laut internationaler Sterbestatistik waren die Polio-Sterberaten in den USA und England zwischen 1923 und 1953, also vor der Einführung des Salk-Impfstoffs mit abgetöteten Viren, bereits von selbst um 47 Prozent beziehungsweise 55 Prozent gesunken.»
Dazu zeigt Miller in seinem Buch folgendes Diagramm:
Von 1923 bis 1953, also lange bevor die großen Polioimpfungen ab Mitte der 1950er durchgeführt wurden, waren die Polio zugeschriebenen Todesfallzahlen schon zurückgegangen: in den USA um 47 Prozent, in Großbritannien um 55 Prozent; und in anderen europäischen Ländern sehen die Statistiken vergleichbar aus. © Neil Z. Miller; Quelle: Neil Z. Miller. Vaccines: Are They Really Safe and Effective?, New Atlantean Press, Edition von März 2005, S. 16
Eine andere Quelle bestätigt diesen Rückgang der Todesfälle – noch bevor die erste Polioimpfung eingeführt wurde.
Quelle: Michael Alderson. International Mortality Statistics, 1981, S. 177/178
Im Übrigen gilt es auch zu bedenken, dass die Definitionsnormen für Polio in den USA im Jahr 1955 geändert wurden und die Zahl der Poliodiagnosen dadurch deutlich zurückging. Dazu Miller [3]:
«Auch die paralytische Polio wurde neu definiert, was die Bestätigung und Zählung der Fälle erschwerte. Zuvor … hatte der Patient lediglich 24 Stunden lang Lähmungssymptome aufweisen müssen. Eine Laborbestätigung und Tests zur Feststellung einer verbleibenden (anhaltenden) Lähmung waren nicht erforderlich.
Die neue Definition [hingegen] erforderte, dass der Patient mindestens 60 Tage lang Lähmungssymptome aufwies und eine Restlähmung im Krankheitsverlauf zweimal bestätigt werden musste. Außerdem wurden [von da an] … Fälle von aseptischer Meningitis … und Coxsackie-Virus-Infektionen als von Polio getrennte Krankheiten gemeldet. Solche Fälle waren jedoch vor der Einführung der Impfung als Polio[fälle] gezählt worden.»
Sogar Palmer selbst verweist auf die, wie er schreibt, «zunehmend strengeren Diagnosekriterien», allerdings ohne daraus den entsprechend logischen Schluss zu ziehen. Derweil heißt es in der von Palmer zitierten Studie von Chumakov et al., «dass der Salk-Impfstoff den epidemischen Verlauf nicht grundlegend beeinflusst» habe. Und Jonas Salk wiederum, der Erfinder des erwähnten Polioimpfstoffs mit (angeblich) abgetöteten Viren, der von den frühen 1960er Jahren bis zum Jahr 2000 in den Vereinigten Staaten fast ausschließlich verwendet wurde, konstatierte 1976, dass dieser Impfstoff die «Hauptursache, wenn nicht die einzige Ursache aller seit 1961 in den USA gemeldeten Poliofälle gewesen» sei.
Das Phänomen der «Diagnoseverschiebung» durch eine mehr oder weniger willkürliche Änderung der Falldefinition lässt sich übrigens auch in Deutschland beobachten. Während nämlich mit Einführung der Schluckimpfung im Jahr 1962 die offiziell erfassten Fallzahlen steil abstürzten, stiegen die Diagnosen «Meningitis» und «Enzephalitis» in ungefähr dem gleichen Ausmaß an. 1962 traten nämlich mit dem Inkrafttreten des Bundesseuchengesetzes auch neue Meldedefinitionen in Kraft. Siehe dazu die Grafik von Jürgen Fridrich.
Ausgerechnet im Jahr des Inkrafttretens des Bundesseuchengesetzes mit seinen neuen Meldekriterien explodierten die Meningitis- und Enzephalitiszahlen, während die Polio-Zahlen rapide abfallen. Zufall oder Diagnoseverschiebung bei gleich gebliebener Gesamtanzahl der Erkrankungen mit polioartigen Symptombildern; Quelle: Jürgen Friedrich. Libertas & Sanitas e.V., Rundbrief 1/ März 2006
Referenzen:
[1] Gerhard Buchwald. Impfen: Das Geschäft mit der Angst, Knaur, 1997, S. 132 - 133
[2] Gerhard Buchwald. Impfen: Das Geschäft mit der Angst, Knaur, 1997, S. 124
[3] Neil Z. Miller. Vaccines: Are They Really Safe & Effective?, New Atlantean Press, Edition von März 2005, S. 17 - 18
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Hans U. P. Tolzin, Jahrgang 1958, ist Medizinjournalist und setzte sich 1999 erstmals mit der Frage, ob Impfen Sinn macht oder nicht, auseinander. Das bekannte Portal impfkritik.de startete er im Jahr 2001. Seit 2005 ist er Chefredakteur und Herausgeber des impf-report, die im deutschsprachigen Raum führende impfkritische Zeitschrift für Mediziner und Laien. Er ist Autor folgender Bücher: «Die Seuchen-Erfinder», «Die Tetanus-Lüge», «Die Masern-Lüge», «Ebola unzensiert», «Machen Impfungen Sinn?», «Machen Tierimpfungen Sinn?», «Das Corona-Rätsel und die Virusfrage». Tolzin ist der Veranstalter des Stuttgarter Impfsymposiums, das bisher 13 Mal stattfand, und lebt in Herrenberg am Rande des Schwarzwalds.
Torsten Engelbrecht ist Journalist aus Hamburg und Redakteur bei Transition News. Er ist Mitautor des 2006 erstmals erschienenen Buches «Virus-Wahn», das 2021 in einer stark erweiterten 10. Auflage erschien. Im Jahr 2009 kam sein Buch «Die Zukunft der Krebsmedizin» auf den Markt (mit vier Ärzten als Co-Autoren). Im selben Jahr erhielt er den Alternativen Medienpreis für seinen Artikel «Die Amalgam-Kontroverse». Ausgebildet wurde er beim Medienmagazin Message, das von dem Journalistik-Professor Michael Haller gegründet worden war. Er war u.a. fester Redakteur bei der Financial Times Deutschland. Als freier Journalist schrieb er unter anderem für OffGuardian, SZ, NZZ und The Ecologist.
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